2. in Bilk an der „Charlottenruhe“

Johann Friedrich Benzenberg
Astronom und Physiker, Geodät

Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846) Bild 1843 Bodo von Hopfgarten
© Stadtmuseum Düsseldorf B 386

5. Mai 1777 in (Wuppertal-)Schöller in nächster Nähe zur Düssel-Quelle als Sohn eines Pfarrers geboren. Studien u.a. in Marburg und Göttingen bei Georg Christoph Lichtenberg, in Duisburg, Promotion über ein astronomisches Thema.
1805 Ernennung durch den Kurfürsten von Bayern zum Professor für Physik und Astronomie am Lyzeum in Düsseldorf  (hieß zuvor Düsseldorfer Jesuitenkolleg und Kurfürstliches Gymnasium; später Königliches Katholisches Gymnasium, Königliches Gymnasium Düsseldorf, Königliches Hohenzollern-Gymnasium, Staatliches Hohenzollern-Gymnasium, Staatliches von-Reichenau-Gymnasium, Staatliches Hohenzollern-Gymnasium, Görres-Gymnasium).
B. begründet Schule für Landvermesser und arbeitet für das Katasterwesen in Bayern.

1802 Nachweis der Erddrehung im Hamburger Michel und 1803 auf der Zeche Trappe (50 Jahre vor Foucault ! ) mit einem Versuch über das Gesetz des Falles, den Widerstand der Luft und die Umdrehung der Erde, dessen Ergebnisse er mit Carl Friedrich Gauss diskutiert.
B. prägte das im 19. Jh. bekannte geflügelte Wort „Zahlen entscheiden!“.

Er kauft sich mit der Erschließung der Carlstadt 1808 ein Haus in der Breite Straße, baut es mit einem Türmchen für seine astronomischen Instrumente aus und verkauft es später. Die Herrschaft Napoleons über den Niederrhein lässt ihn 1810 in die Schweiz umsiedeln, später geht er nach Paris. B. publiziert viel über Physik, aber auch über verfassungspolitische und volkswirtschaftliche Fragen. 1815 kehrt er wieder nach Düsseldorf zurück.
https://de.wikisource.org/wiki/Johann_Friedrich_Benzenberg

In Düsseldorf gab es, wie oben gesagt, eine kleine Sternwarte auf dem Dach des Jesuitenkollegs (später Jesuitengymnasium) an der Mühlenstraße 31. Diese wurde schon von dem Jesuiten Ferdinand Orban (Beichtvater bei Kurfürst Johann Wilhelm 1703–1716) genutzt. Von hier aus beobachtet auch B. anfangs. 1826 kauft er ein Haus auf der Hohe Straße in Düsseldorf. Die Sternwarte an der Mühlenstraße hat die preußische Verwaltung, deren Regierungskanzlei das Gebäude inzwischen ist, preisgegeben und B. erwirbt später ein Landgut in D-Bilk und errichtet hier 1843 eine private Sternwarte, die er nach seiner verstorbenen Ehefrau Johanna Charlotte Platzhoff (1789–1809) „Charlottenruhe“ benennt. B. führt hier in Bilk selbst Himmelsbeobachtungen durch, bis er am 7. Juni 1846 stirbt und auf dem Golzheimer Friedhof beigesetzt wird. . Bei seinem Tode vermachte er der Stadt Düsseldorf auch eine Summe von 5000 Talern, deren Zinsen für die Besoldung eines Astronomen an seiner Sternwarte verwendet werden sollten.

Seine Bibliothek ist noch erhalten und in die Obhut und den Besitz der Universitäts- und Landesbibliothek übergegangen. Die inhaltliche Breite, mit der die damaligen Wissenschaftler sich mit der Welt auseinandersetzten, ist aus heutiger Sicht schon beeindruckend. Hier kann man durch die 1864 Titel stöbern:  Benzenberg-Bibliothek, Bibliothek der Sternwarte  – in der Universitäts- und Landesbibliothek
Man hat auch jeweils unmittelbaren Zugriff auf die Werke, die die Uni-Bibliothek dankenswerter Weise weitgehend digitalisert hat.
Seinen sehr umfangreichen Nachlass (Notizen und Schriften) hütet das Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf.

 

 

an der Bilker Sternwarte arbeiten

mit Johann Friedrich Benzenberg
ab 1843 als Assistent Johann Friedrich Julius Schmidt

ab 1847 als Leiter Franz Friedrich Erbst Brünnow, geht 1851 an die Berliner Sternwarte

ab 1851 als Leiter Karl Theodor Robert Luther, (Gehalt des Düsseldorfer Gemeinderats 200 Taler jährlich), führt insbesondere Positionsbestimmungen von Planeten und Asteroiden durch. Am 17. April 1852 entdeckt er den Asteroiden (17) Thetis. In den folgenden drei Jahren entdeckt Luther die Asteroiden (26) Proserpina (benannt durch Alexander v. Humboldt), (28) Bellona und (35) Leukothea. Am 20. Februar 1890 wird mit (288) Glauke der letzte Asteroid von Düsseldorf aus entdeckt. Insgesamt waren es 24, in der angelsächsischen Literatur als „24 Düsseldorfer Planeten“ bezeichnet, in der heutigen Sprache sind es Planetoiden oder Asteroiden (manchmal auch Kleinstplaneten genannt). Der kleine Planet 1303 wurde nach ihm durch die IAU minor planet center als „Luthera“ benannt.
1854 bis 1857 überarbeitet Luther auch einen Sternenkatalog für die Berliner Königliche Akademie der Wissenschaften.

 

Pariser Gedenkmedaille anlässlich des hundertsten Asteroiden 1868/69 in der Pariser Münze im Auftrag Napoleons III. geprägt

Auf der Medaille ist neben Hermann Goldschmidt und John Russel Hind, zwei anderen Mehrfachentdeckern, rechts Robert Luther abgebildet.

„Neulich wollte ich hier auf die Sternwarte gehen mit einem Bekannten und gedachte plötzlich dabei jenes Sternguckers in Düsseldorf, welcher auch in den Kneipen dabei war und seither immer so kleine Planeten ausspürt, der Narr, ich glaube, Lutter hieß er; sonst hatte ich ihn gänzlich vergessen.“
Gottfried Keller an Ferdinand Freiligrath, Briefwechsel im Oktober 1855

ab 1900 als Leiter der Sohn Wilhelm Luther, zuvor an den Sternwarten Bonn und Hamburg

Heute steht das alte Teleskop ausgeglüht unmittelbar vor Alt St. Martin als Denkmal für die drei Forscher, die einst die Bilker Warte in der ganzen wissenschaftlichen Welt bekannt machten: Johann Friedrich Benzenberg, Robert Luther und sein Sohn Wilhelm Luther. Dabei war Benzenberg der Gründer der Sternwarte, Robert Luther der Entdecker der zahlreichen Planetoiden, der Sohn Wilhelm führte die Messungen akribisch fort.

zu den Menschen in Bilk nach dem 2. Weltkrieg
Mit großem Engagement setzt sich Hermann Smeets als Präsident der „Bilker Heimatfreunde e.V.“ und als 1. Vorsitzender der im März 1959 gegründeten Benzenberg-Gesellschaft für einen Sternwarten-Neubau in Düsseldorf ein. Wenn auch ohne Observatorium, bringt die Benzenberg-Gesellschaft mit vielen Vorträgen Leben in die Düsseldorfer Astronomie-Öffentlichkeit.